Lana, Mats und Luna finden es toll, mit Laila im Sandkasten zu spielen.Foto: HMB Media / Heiko Becker
Seit drei Jahrzehnten betreut die Erzieherin Kinder in Kitzingen. Der Beruf hat zwar auch Schattenseiten, aber die 47-Jährige geht trotzdem immer noch gerne zur Arbeit.
Die Sonne scheint und der Himmel ist blau. Perfekte Voraussetzungen für Erzieherin Laila Luckert und ihre Schützlinge, um im Sandkasten ein paar Löcher zu buddeln. Vor 32 Jahren startete Luckert ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin. Geld verdiente sie während ihrer rein schulischen Lehrzeit nicht. Für ihren Abschluss besuchte sie zwei Jahre lang die Kinderpflegeschule in Ochsenfurt und sammelte erste praktische Erfahrungen in ihrem Praktikumsbetrieb.
Als 17-Jährige begann Luckert im September 1995 im Caritas-Kindergarten St. Elisabeth in Kitzingen. Daran erinnere sie immer noch ihr Lohnzettel von damals, auf dem das Datum ganz oben stehe, sagt sie. Bis zur Geburt ihrer Tochter arbeitete sie dort in Vollzeit und nach drei Jahren Elternzeit kam sie wieder als Vollzeitkraft in die Arbeit zurück.
Dreieinhalb Jahre nach der Geburt ihres Sohnes wechselte Luckert dann in Teilzeit: „Ich war Springerin zwischen den beiden Kindergärten, immer dort, wo ich gebraucht wurde“. 2013, mit der Einschulung ihres Sohnes, gab sie ihr Springerdasein auf. Als 2014 der Kindergarten St. Elisabeth umgebaut und um eine Kinderkrippe erweitert wurde, war ihr klar; „Ich möchte gerne in einer Krippe arbeiten.“
Von der Kinderpflegerin zur pädagogischen Fachkraft
Daraufhin entschied sie sich, die Weiterbildung zur pädagogischen Fachkraft, gemeinsam mit ihrer heutigen Chefin Stephanie Gajdaczek, zu absolvieren. Ein halbes Jahr lang lernten die beiden Frauen gemeinsam jeden Freitag und Samstag. Das hat sich gelohnt, sagt Luckert: „Dadurch werde ich jetzt als Erzieherin anerkannt“, sagt die 47-Jährige. Nach dem Umbau des St.-Johannes-Kindergartens wechselte sie als Krippen-Gruppenleitung dorthin.
Doch nicht alles im Erzieherin-Alltag ist so entspannt wie das Spielen im Sandkasten. Die Belastung sei hoch, erklärt Luckert; Personalmangel herrsche auch dort. Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiteten in Teilzeit, erzählt sie. Sobald eines der 16 Teammitglieder krank ist, wird deutlich, dass man eigentlich mehr helfende Hände benötige.
Die Leiterin des Kindergarten St. Johannes, Stephanie Gajdaczek, erklärt, dass vor allem der von der Regierung vorgegebene Anstellungsschlüssel nicht helfe, dem Personalmangel entgegenzusteuern. So werde sie als Chefin mitgerechnet, obwohl sie die Kinder nicht aktiv betreut, sondern für die Verwaltung im Kindergarten zuständig ist.
Beim Spielen im Garten an diesem Tag merkt man, wie liebevoll Laila Luckert mit ihrer „Schmetterlingsgruppe“ umgeht. Man spürt aber auch, wie körperlich anstrengend der Job ist: Immer wieder möchte eines der Kinder hochgehoben oder auf den Schoß genommen werden.
Zusätzlich erfüllen die Pädagogen einen Bildungsauftrag der Regierung, erklärt Luckert. In den vergangenen 30 Jahren habe sich unter anderem der Förderungsbedarf der Kinder gesteigert; viele Kinder würden Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Kinder mit wenig oder gar keinen Deutschkenntnissen brauchen auch mehr Aufmerksamkeit. „Wir legen, neben dem Elternhaus, den Grundstein der Kinder“, sagt Luckert.
Hula-Hoop als Ausgleich zum Berufsalltag
Während Corona, als es das öffentliche Leben weitestgehend nicht mehr gab, fand Luckert eine neue Leidenschaft: Hula-Hoop. Als ihre Freundin damit begann, dachte Luckert: „Cool – kann ich das auch?“. Um das herauszufinden, absolvierte sie damals Online-Kurse. Heute ist der Sport ihr Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag und gibt ihr viel zurück. In den vergangenen Jahren hat sie die Trainer-B-Lizenz erworben und gibt eigene Kurse bei sich Zuhause.
Über ihren Beruf als Erzieherin sagt sie: „Es ist einfach eine Berufung.“ Trotz der Schwierigkeiten übt sie ihren Beruf gerne aus. Ob sie mal überlegt habe, etwas anderes zu machen? Sie liebe ihre Arbeit, vor allem den Kontakt mit den Kindern und den Eltern, betont Lockert. „Im Büro“ würde sie zum Beispiel nie arbeiten wollen. Schon mit 14 habe sie Baby gesittet. Ihr Vorbild bei der Berufswahl sei damals ihre Schwester gewesen, sagt sie. Diese habe den gleichen Berufsweg eingeschlagen.
Jungen Menschen, die Erzieherin oder Erzieher werden möchten, rät Luckert, mit viel Positivität und Spaß an die Arbeit zu gehen. Den Job mit Herz zu machen, sei wichtig, sagt sie. Und das bekommt man auch zurück. Luckerts Lebensgefährte Oliver Jokoszies erzählt, dass bei Spaziergängen durch die Stadt immer wieder ehemalige Kindergartenkinder ihre Kindergärtnerin erkennen und sich über das Wiedersehen freuen.
Friederike Bösener (Main-Post)
Hier finden Sie den Main-Post-Artikel: „Es ist eine Berufung“: Seit 30 Jahren ist Laila Luckert Erzieherin in Kitzingen