Aus aktuellem Anlass traf sich der AK Asyl Kitzingen mit wichtigen Akteuren aus Stadt und Landkreis Kitzingen, zum Austausch und um sich gegenseitig zu vernetzen und zu unterstützen. „Nur gut vernetzt können wir den jetzigen Herausforderungen gerecht werden“.
Katrin Anger (Leiterin des AK Asyls) hatte Victoria Jung von der Initiative für traumatisierte Flüchtlinge vom BRK Würzburg eingeladen.
Die Sonderpädagogin und Pädagogin (M.A.) bietet nicht nur in Würzburg Beratung für Flüchtlinge mit Posttraumatischen Belastungsstörungen an. Seit dem Sommer letzten Jahres gibt es dieses Beratungsangebot auch in Kitzingen, allerdings „nur“ 10 Stunden pro Woche. Zu Victoria Jung kommen Menschen, die in ihrem Heimatland oder auf der Flucht belastende Erfahrungen gemacht haben und immer noch unter Traumafolgestörungen leiden, z. B. Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen, körperlichen Beeinträchtigungen etc. Durch ihr Gesprächsangebot hilft sie den Flüchtlingen die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Dabei bezieht sie auch Familienangehörige mit ein und vermittelt bei Bedarf zu Fachärzten und Psychotherapeuten.
„Für meine KlientInnen ist es wichtig, einen Raum zu bekommen über Erlebtes sprechen zu können. Das ist allerdings kein Muss, manchmal sprechen wir auch nur über die Auswirkungen und Symptome dessen, wie innere Unruhe, Anspannung, Schlafstörungen oder depressive Episoden“, erzählt sie. Viele kommen mehrmals in die Beratung, anderen hilft auch schon ein Gespräch. Alle Teilnehmer des AK Asyls waren sich einig, dass dieses Angebot für Kitzingen aufgestockt werden müsse, besonders da aufgrund der aktuellen Kriegssituation mit einem steigenden Bedarf zu rechnen ist.
Ruth Severa, die seit einigen Jahren im Arbeitskreis mitarbeitet, hatte eine ukrainische Mutter und deren volljährige Tochter in ihr Haus aufgenommen. Sie war irritiert, weil die beiden kaum ihr Zimmer verließen und nur wenig aßen und tranken. „Das ist doch ganz normal“, meinte Maruschka Sircelj, die schon seit den 90er Jahren im Asylbereich aktiv ist. „Wir müssen den Leuten Zeit lassen, erst einmal hier anzukommen, die Erlebnisse, die Flucht zu verarbeiten. Das braucht Zeit, viel Zeit!“
Inzwischen sind Mutter mit Tochter und Hündin (Haustiere sind Familienmitglieder) zu Verwandten nach Tschechien weitergereist. Die Zwischenstation bei Frau Severa hat ihnen geholfen aufzutanken, neue Kraft zu sammeln für die Weiterreise.
Im Anschluss kam es zu einem regen Austausch zwischen Sieglinde Schraut (Gründungsmitglied vom AK Asyl), Astrid Glos (Integrationsbeauftragte der Stadt KT), Lisa Kriesinger (wirKT), Karin Dörfler (Sozialhilfeverwaltung Landratsamt), Bruder Abraham (Abtei Münsterschwarzach) und Marion Stöhr (Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas). Jeder in seinem Fachbereich trägt dazu bei, dass die ankommenden Flüchtlinge vorübergehend oder längerfristig eine Bleibe finden, gut begleitet und beraten werden, bei Bedarf auch mit Dolmetscher, und dass auch Ehrenamtliche adäquate Ansprechpartner haben. Bruder Abraham gab den wichtigen Hinweis, bei all den Aufgaben mit den ukrainischen Kriegsflüchtlingen nicht die vielen anderen Flüchtlinge zu vergessen, die zum Teil schon einige Jahre im Landkreis leben, aber auch weiterhin unsere Hilfe brauchen.