Die Caritas hilft Menschen in Notlage – Main-Post Interview mit Mitarbeiterinnen des Caritasverbandes Kitzingen

Sechs Arbeitsplätze bei der Caritas, sechs Mitarbeiterinnen (von oben links nach unten rechts): Viola Reichherzer, Nele Hallemann, Silvia Eichhoff, Claudia Kossyk, Anna Mauder und Margit Senft. Foto: Nadine Wiget

 

Der Caritasverband für den Landkreis Kitzingen feiert im Mai sein 50-jähriges Jubiläum – mit einem Festgottesdienst am 25. Mai in der Kirche St. Johannes sowie vielen weiteren Veranstaltungen das ganze Jahr über (www.caritas-kitzingen.de). Außerdem richtet er am 28. September den unterfränkischen Vinzenztag des Diözesanverbandes aus. Für viele Menschen ist die Caritas eine wichtige Anlaufstelle, bei der sie Hilfe bekommen. Dabei deckt sie sämtliche Bereiche ab: Tagespflege, Sucht-, Flüchtlings- und Sozialberatung, Sozialstation, Gemeindecaritas und Kindergärten. Die Main-Post habt mit sechs Angestellten über ihre Arbeit, ihren sozialen Beitrag und ihre Herausforderungen gesprochen.

 

Viola Reichherzer (54) arbeitet seit 2014 bei der Caritas in Kitzingen. Sie ist für den Bereich Suchtberatung zuständig.

„Ich habe mich schon früh für einen sozialen Beruf entschieden, weil es mich erfüllt, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten und gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln. Ich schätze besonders die große Abwechslung in meinem Berufsalltag. Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit. Die Komplexität der Fälle ist dabei eine große Herausforderung. Suchterkrankungen betreffen oft viele Lebensbereiche gleichzeitig. Daher müsste die Vernetzung zwischen den verschiedenen Hilfesystemen wie Suchtberatung, Psychiatrie oder Kliniken noch besser sein, um die Menschen ganzheitlich zu unterstützen. Außerdem wünsche ich mir, dass Suchterkrankungen in der Gesellschaft noch stärker enttabuisiert werden, damit Betroffene schneller und ohne Angst Hilfe bekommen können.“

 

Nele Hallemann (31) arbeitet seit 2023 bei der Caritas in Kitzingen. Sie ist für den Bereich Flüchtlings- und Integrationsberatung zuständig. 

„Mir gefällt, dass ich einen Integrationsbeitrag für unsere knapp 900 Klienten leisten kann. So unterstütze ich sie nicht nur bei banalen Anträgen, sondern auch in belastenden Situationen. Das ist auch das, was die Caritas ausmacht: Menschen in Notlage unabhängig von Herkunft, Religion und Geschlecht zu unterstützen. Der politische Gegenwind ist eine große Herausforderung und belastet unsere Klienten stark. Aber auch die finanziellen und personellen Ressourcen sind herausfordernd. Letztes Jahr hatten wir mit drei Vollzeitstellen 11.040 Beratungen. Das ist eigentlich kaum zu leisten. Auch die bürokratischen Hürden sind viel zu hoch. Die Verfahren müssten dringend vereinfacht werden, damit die Menschen zum Beispiel schneller und einfacher arbeiten können. Ich wünsche mir, dass unsere Arbeit noch mehr beachtet wird. Wenn wir als Gesellschaft Menschen integrieren wollen, müssen auch die Ressourcen dafür da sein.“

 

Silvia Eichhoff (48) leitet seit 2022 den Sankt Josef Kindergarten in Schwarzach. Träger ist der Caritasverband in Kitzingen.

„Ich möchte dafür sorgen, dass die Lebensqualität anderer Menschen besser wird. Zur Caritas bin ich zufällig gekommen, da ich zeitgleich mit dem Trägerwechsel des Kindergartens als Leitung begonnen habe. Die Arbeit mit den Kindern ist einfach bereichernd. Als Erzieherinnen tragen wir eine große Verantwortung, weil wir die Kinder in ihren prägendsten Jahren begleiten. Die Rahmenbedingungen sind allerdings nicht optimal. Dafür kann aber der Träger nichts, sondern die Politik. Die Personalkosten sind in den letzten Jahren zwar gestiegen, aber die Fördergelder nicht. Deshalb macht jeder Kindergarten aktuell Defizite. Wir müssen eine gute Balance mit dem Anstellungsschüssel hinkriegen und trotzdem die Kinder optimal fördern und betreuen. Unser Kindergarten soll für alle ein Wohlfühlort sein. Das alles mit möglichst wenig Personal zu schaffen, ist eine große Herausforderung.“

 

Claudia Kossyk (49) arbeitet seit 2015 bei der Caritas in Kitzingen. Sie ist für den Bereich Tagespflege und Sozialstation zuständig.

„Ich war eigentlich Einzelhandelskauffrau. Doch als ich dann krank wurde, dachte ich: Das kann es nicht gewesen sein. Also habe ich bei der Caritas eine Ausbildung zur Altenpflegerin gemacht. In meinem Beruf kann ich den Menschen wirklich helfen und gemeinsam mit ihnen Probleme lösen. Der Personalmangel ist die größte Herausforderung. In unserem Team sind wir aktuell 15 Leute. Damit können wir zwar unsere Touren gut abdecken, jedoch keine neuen Patienten aufnehmen, obwohl wir jeden Tag Anfragen haben. Viele haben ein falsches Bild von der Altenpflege, dieses ‚Po abwischen‘, aber es ist so viel mehr. Während Corona haben die Menschen für uns geklatscht, aber das ist alles wieder vergessen.“

 

Anna Mauder (27) arbeitet seit September 2023 bei der Caritas in Kitzingen. Sie ist für den Bereich Gemeindecaritas und Allgemeine Sozialberatung zuständig.

„Als Sozialpädagogin und Diätassistentin habe ich schnell gemerkt, dass ich in der Beratung arbeiten und helfen möchte. In der Sozialberatung geht es um Sozialleistungen und die ganzheitliche Beratung in schwierigen Lebenssituationen. Ich finde es schön, dass ich zu den Menschen eine Beziehung aufbauen und erst mal Ruhe reinbringen kann. In der Gemeindecaritas arbeiten wir eng mit dem pastoralen Raum Kitzingen zusammen, leiten Ehrenamtsgruppen und organisieren Gottesdienste. Eine große Herausforderung ist, die professionelle Distanz zu bewahren. Manche Schicksale gehen nicht spurlos an einem vorbei. Personell könnten wir noch besser aufgestellt sein, da die Nachfrage immer größer wird. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass in den sozialen Berufen Personalmangel herrscht. Das liegt nicht ausschließlich am Gehalt, denn wenn man einen sozialen Beruf wählt, liegt der Fokus nicht hauptsächlich darauf, das große Geld zu machen.“

 

Margit Senft (54) arbeitet seit 2021 bei der Caritas in Kitzingen. Sie ist für den Bereich Zentrale Dienste zuständig.

„Ich war Bürokauffrau und wollte mich beruflich verändern. Die soziale Komponente bei der Caritas hat mich angesprochen. Zu uns kommen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, jeden Alters und Geschlechts und jeder Nationalität. Wir vermitteln die entsprechende Beratungsstelle oder Einrichtung unseres Verbands. Das macht meine Arbeit abwechslungsreich, interessant, aber auch herausfordernd. Zusätzlich bin ich für das Personal zuständig. Hier werden viele Entscheidungen nicht nur nach Zahlen, sondern auch mit Herz getroffen. Das unterscheidet uns von vielen wirtschaftsorientierten Unternehmen. Die Caritas bereichert den Landkreis Kitzingen sehr, da sie eine wichtige Anlaufstelle und in vielen Bereichen tätig ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass soziale Einrichtungen und ehrenamtliche Mitarbeiter immer weniger werden.“

 

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