E-Bikes in der Pflege: Die Sozialstation St. Hedwig versorgt Kitzinger Patienten umweltfreundlich und zügig

Claudia Kossyks (Mitte) Tochter Selene Kossyk (links) hatte die Idee zur Anschaffung der E-Bikes. Mitarbeiterin Tamina Pfeffer (rechts) nutzt es gerne. Foto: Hannes Gsell

 

Die Caritas-Sozialstation St. Hedwig in Kitzingen kommt auch per E-Bike zupflegebedürftigen Menschen.

Wie klappt das? Und was ist bei Regen? Tamina Pfeffer gibt Einblicke in ihren Alltag .

Die Sonne steht noch tief, kühler Morgenwind pfeift an den Ohren vorbei. Tamina Pfefferflitzt mit ihrem E-Bike durch Kitzingen, um pflegebedürftige Personen zu besuchen. Neben Autos nutzt die Sozialstation St. Hedwig der Caritas auch Elektroräder, um Menschen mit
Medikamenten zu versorgen und zu pflegen. Heute steuert die 18-Jährige insgesamt zehn Patienten an, verteilt auf sieben Stationen.

Eine Smartphone-App hilft Tamina Pfeffer dabei: „Die App liefert mir alle Informationen, die ich brauche. Dazu gehören Namen, Adressen, Medikamente und welche Pflegemaßnahmenanstehen.“ Wenn sie bei den Menschen ankommt, startet sie einen Timer, der läuft, bis der Besuch beendet ist. So wird erfasst, wie viel Zeit Tamina an der jeweiligen Station verbracht hat. Für manche Wohnungen hat sie einen Schlüssel, um besseren Zugang zu den Patienten zu haben.

 

Medikamente werden in den Gepäcktaschen verstaut

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialstation St. Hedwig treffen sich morgens um kurz nach 6 Uhr und beladen ihre Fahrräder mit den benötigten Utensilien. Die entsprechenden Medikamente für die einzelnen Patienten bekommen sie von der Apotheke geliefert. Nachdem alles in den Gepäcktaschen verstaut ist, geht es los.

Als Erstes kommt die Pflegerin zu einer 72-jährigen Frau, die halbseitig gelähmt ist. Zunächst erkundigt sich Tamina Pfeffer nach dem Wohlbefinden der Frau und fragt nach ihren heutigen Plänen. Anschließend hilft sie ihr beim Aufstehen aus dem Bett und zieht ihr Kompressionsstrümpfe an. Als sie fertig ist, verabschiedet sich die 18-Jährige freundlich und stoppt den Timer auf der App. Mit brummendem Elektromotor düst die Caritas-Mitarbeiterin durch die noch wenig befahrenen Straßen Kitzingens. Das Gurren der Tauben ist zu hören, während das E-Bike sie beim Treten unterstützt und auf maximal 25 km/h beschleunigt.

Mit dem Fahrrad kommt die Pflegerin durch die Baustelle

Die Mitarbeiter nutzen die Fahrräder grundsätzlich zu jeder Jahreszeit. Nur bei Glatteis, Schnee oder Starkregen greifen sie auf das Auto zurück. Nach ein paar Minuten Fahrt überquert Tamina den in der Morgensonne glitzernden Main und erreicht die nächste Station in Etwashausen.

In Etwashausen erreicht Tamina Pfeffer dann ein Anruf ihrer Kollegin: Eine Baustelleversperrt den Weg zum Patienten. Die 18-Jährige übernimmt daraufhin den Besuch. „Mit dem Fahrrad kommen wir da sicherlich vorbei“, sagt sie zuversichtlich. Und so ist es auch: Über einen schmalen Weg erreicht sie das Haus des Patienten. Er ist teilweise gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Auch ihm hilft die junge Frau beim Anziehen der Kompressionsstrümpfe.

Wie kam es zur Anschaffung der E-Bikes?

Claudia Kossyk, die Pflegedienstleitung der Sozialstation St. Hedwig in Kitzingen, erklärt, wie es zur Anschaffung der E-Bikes kam: „Die Idee dazu hatte meine 17-jährige Tochter Selene, siearbeitet auch bei St. Hedwig als Pflegefachhelferin.“ Selene war damals noch Auszubildende und bei den Besuchen dabei. Sie hatte noch keinen Führerschein und schlug deshalb vor, E-Bikes zu nutzen.

Seit dem 1. September 2024 sind die beiden Räder im Einsatz, eines in Kitzingen und das andere in Schwarzach. „Ein Fahrrad hat circa 3500 Euro gekostet“, sagt Claudia Kossyk. „Wir haben uns extra gute Modelle angeschafft, damit es die Mitarbeiter leichter haben.“

Die E-Bikes bieten viele Vorteile

Der einzige Nachteil am Radeln sei die Abhängigkeit vom Wetter. Mit dem Fahrrad seien die Pflegerinnen sogar deutlich schneller als mit dem Auto. „Wir kommen damit besser durch die Stadt und haben keine Probleme bei der Suche nach einem Parkplatz“, erklärt die Chefin. Das E-Bike ist mit Gepäcktaschen ausgestattet, um Medikamente und andere benötigte Dinge zu transportieren. Insgesamt besitzt die Caritas St. zwei dieser Fahrräder.  Das E-Bike ist mit Gepäcktaschen ausgestattet, um Medikamente und andere benötigte Dinge zu transportieren. I

Die Fahrradtaschen bieten genug Platz für alle benötigten Pflegeutensilien wie Handschuhe, Desinfektionsmittel, Kompressionsstrümpfe und Medikamente. Die Caritas überlegt, für die Zukunft andere Taschen anzuschaffen, die auch auf dem Rücken getragen werden können. Das macht es laut Claudia Kossyk einfacher, die Gegenstände in die Wohnungen zu transportieren.

Hauptsächlich die jungen Mitarbeiter nutzen die Fahrräder für Fahrten in die Kitzinger Siedlung und Stadt. Das sind etwa fünf bis acht Kilometer. Für den Akku sei das kein Problem. Dieser wird der Chefin zufolge alle zwei Tage aufgeladen. Im Notfall fahre das Fahrrad auch mit leerem Akku. Durch das hohe Gewicht von 27 kg werde die Fahrt dadurch aber deutlich anstrengender.

Die Angestellten nehmen die E-Bikes gut an: „Ich fahre gerne mit dem Fahrrad, dabei habe ich ein Gefühl von Freiheit und mache gleichzeitig Sport“, erzählt Tamina, „man kommt auch sehr gut zu den Patienten.“ Da die Fahrräder für die Stadt- und Siedlungstour ausreichen, sind bei der Caritas derzeit noch keinen neuen Anschaffungen geplant.

Als Letztes geht es in die Kitzinger Siedlung

Über die Gemüsefelder am Rödelbach geht es zur letzten Station in die Kitzinger Siedlung. Bauern bewässern gerade ihre Felder mit Wassersprengern, die kleine Regenbögen produzieren. Das sorgt bei Tamina für eine kleine morgendliche Erfrischung, da das Wasserteilweise auf den Wegen landet.

Beim letzten Stopp wartet ein Ehepaar, beide Mitte 90, auf die Pflegefachhelferin. Sie hilft ihnen nacheinander beim Duschen und versorgt sie mit Medikamenten. Er hatte erst vorkurzem eine OP am Kopf, deshalb muss Tamina Pfeffer beim Waschen besonders aufpassen.

Nach dem Besuch geht es entlang der B8 zurück zur Sozialstation St. Hedwig, wo sie das E-Bike abstellt. Insgesamt war Tamina Pfeffer etwa dreieinhalb Stunden unterwegs. „Ich mache jetzt noch ein bisschen was im Büro und dann geht es nach Hause“, sagt die 18-Jährige – sogar wieder mit dem Rad.

Hannes Gsell

Main-Post-Artikel: E-Bikes in der Pflege – Sozialstation St. Hedwig